Eine Auswahl geschichts-, sozial- und politikwissenschaftlicher Bücher zum Thema Konzentrationslager
Bogdan Musial
»Lagermedizin« in Auschwitz
Funktion und Dilemmata der Häftlingsärzte 1940–1945
Geb., 656 S., 32 Abb., 2 Karten
Der deutsch-polnische Historiker Bogdan Musial beleuchtet erstmals umfassend die Rolle der Häftlingsärzte und rekonstruiert so auch die Geschichte von Auschwitz von den Anfängen bis zur Evakuierung im Januar 1945: Er beschreibt den Häftlingskosmos, die Arbeitseinsätze, die Selektionen, das Erproben von Mordmethoden, »medizinische Experimente« und die Vernichtung. Musials monumentale Studie ist ein herausragender Beitrag zur Forschung über Auschwitz und den Holocaust insgesamt.
Handlungsräume von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und Neubrandenburg
Br., 440 S.
Johannes Schwartz untersucht die verschiedenen Formen der Gewalt von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und dem Außenlager Neubrandenburg in ihren Wechselwirkungen und Verbindungslinien: von psychisch und »sanft« bis exzessiv und unberechenbar, von instrumentell bis exemplarisch. Anhand vielfältiger Quellen analysiert er, wie sich diese Gewaltpraktiken in die Zielsetzungen der KZ-Verwaltung und der Kriegsindustrie einfügten. Zugleich aber belegt er, dass erst die Variabilität und Unberechenbarkeit ihrer Handlungen das Herrschaftsverhältnis der KZ-Aufseherinnen gegenüber den weiblichen KZ-Gefangenen immer wieder von Neuem herstellten.
Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka
Br., 622 S., 23 Abb.
Männer, die durch ihre Erfahrungen in den »Euthanasie«-Einrichtungen zu Experten der Vernichtung geworden waren, ermordeten zwischen 1942 und 1943 mehr als eineinhalb Millionen Menschen in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka. »Aktion Reinhardt« wurde diese größte Mordaktion des NS-Regimes genannt. Sara Berger stellt eindrucksvoll das enge Geflecht der Beziehungen dar, analysiert Gehorsamsbereitschaft und Gruppendruck, Handlungsspielräume, strukturelle Gegebenheiten und situative Dynamiken. Sie gewährt einen erschütternden Blick auf die Handlungsmotive und die Effizienz der Täter, wie auf deren Intention und Verantwortung bei diesem Genozid.
Die SS-Aufseherinnen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek 1942–1944
Geb., 520 S., 20 Abb.
28 SS-Aufseherinnen bewachten im Konzentrationslager Majdanek zwischen Herbst 1942 und Frühjahr 1944 die dort inhaftierten Frauen. Warum sie sich als SS-Aufseherinnen bewarben und »Gewalt im Dienstalltag« ausübten untersucht Elissa Mailänder Koslov anhand von NS-Dokumenten, Zeugenaussagen und Filmen. Ihre Studie beleuchtet die Machterfahrung und Selbstermächtigung der Frauen, ihre zunehmende Brutalität gegenüber den Häftlingen, aber auch die Binnenverhältnisse und internen Konflikte, ihr Verhältnis zu den männlichen Kollegen und das Machtgefüge. Und sie belegt: die ausgeübte physische Gewalt war nicht allein »von oben« befohlen.
Franz Kafka und Walter Benjamin, Hannah Arendt, Günther Anders, Theodor W. Adorno, Jean Améry und Primo Levi, Paul Celan und die beiden nichtjüdischen Autoren Jean Paul Sartre und Dwight Macdonald deuten den Genozid an den Juden nicht als weitere Etappe in der Geschichte der Pogrome, sondern als Ereignis von universeller Tragweite. Die Texte, die Enzo Traverso untersucht, dokumentieren den beeindruckenden Versuch, auf die tiefgreifendste Verwerfung der Menschheitsgeschichte in unserem Jahrhundert zu reagieren, die Gleichgültigkeit und das Schweigen zu durchbrechen und das Unfassbare zu verstehen.
Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager
Eine politische Organisationsanalyse
Geb., 396 S.
Auschwitz, Majdanek und die anderen Konzentrationslager sind das Symbol des unmenschlichen NS-Regimes. Haben die nationalsozialistischen Konzentrationslager ein System gebildet? Und wenn ja: Was waren seine Charakteristika, verfügte es über identische Strukturen? Karin Orth zeigt, dass die Entwicklung der KZ keineswegs linear verlaufen ist. Detailliert und übersichtlich schildert sie die unterschiedlichen Perioden, die zu differierenden Ausrichtungen in der Unterdrückungspolitik führten.
Wir verwenden auf unserer Website ausschließlich technisch notwendige Cookies, um die grundlegenden Funktionen sicherzustellen. Zudem erstellen wir eine datenschutzkonforme, anonymisierte Besucherstatistik. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Zustimmung zur Erstellung dieser Statistik jederzeit über Datenschutz widerrufen.