Matthias Fink
Srebrenica
Chronologie eines Völkermords oder Was geschah mit Mirnes Osmanovic
992 Seiten, Broschur, 20 Abb., 12 Karten
ISBN 978-3-86854-645-3
ISBN 978-3-86854-363-6
ISBN 978-3-86854-646-0
Erschienen im Juli 2015
Erschienen im Juni 2022
Erschienen im Juli 2015

Zum Buch

Srebrenica steht für das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina führten zu der planmäßigen Ermordung Tausender bosnischer Muslime. Einer von ihnen ist der 14jährige Mirnes Osmanovic aus dem kleinen Dorf Zgunja im ostbosnischen Bezirk Srebrenica. Am 13. Juli 1995 wurde er das letzte Mal lebend gesehen, als bosnisch-serbische Militärs ihn vor den Augen der Blauhelmsoldaten seiner Mutter entrissen und abführten. Erst 14 Jahre später wurden seine Gebeine in einem Massengrab entdeckt.

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien stufte das Verbrechen in Srebrenica als Völkermord ein. Noch heute wird gegen mutmaßliche Verantwortliche und ihre Untergebenen verhandelt.

Über Matthias Fink

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Matthias Fink
Srebrenica
Chronologie eines Völkermords oder Was geschah mit Mirnes Osmanovic
992 Seiten, Broschur, 20 Abb., 12 Karten
ISBN 978-3-86854-645-3
ISBN 978-3-86854-363-6
ISBN 978-3-86854-646-0
Erschienen im Juli 2015
Erschienen im Juni 2022
Erschienen im Juli 2015

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Srebrenica steht für das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina führten zu der planmäßigen Ermordung Tausender bosnischer Muslime. Einer von ihnen ist der 14jährige Mirnes Osmanovic aus dem kleinen Dorf Zgunja im ostbosnischen Bezirk Srebrenica. Am 13. Juli 1995 wurde er das letzte Mal lebend gesehen, als bosnisch-serbische Militärs ihn vor den Augen der Blauhelmsoldaten seiner Mutter entrissen und abführten. Erst 14 Jahre später wurden seine Gebeine in einem Massengrab entdeckt.

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien stufte das Verbrechen in Srebrenica als Völkermord ein. Noch heute wird gegen mutmaßliche Verantwortliche und ihre Untergebenen verhandelt.

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Exemplare

Pressestimmen

»Die Schicksale und die Leiden der Opfer [werden] sorgfältig recherchiert. Hier wird deutlich, wie nah sich in der Zeitgeschichte Journalismus und Forschung sind.«

Peter Steinbach, Das Historisch-Politische Buch

»Matthias Fink hat das Grauen von Srebrenica akribisch untersucht und nachgezeichnet.Seine brillante Erzählung räumt auf mit Mythen und bequemen Thesen.«

Michael Frank, Süddeutsche Zeitung

»Dem größten Massenmord in Europa seit 1945 hat der Journalist Matthias Fink ein bewegendes Buch gewidmet.«

Johann Althaus, Die Welt

»Das Buch ist aufgrund seiner differenzierten und sehr detaillierten Darstellung uneingeschränkt zu empfehlen.«

Fabrice Gireaud, Portal für Politikwissenschaften

Interview mit Matthias Fink und Avdija Alibašić

Interview mit Matthias Fink

Bilddokumente Srebrenica

Interaktive Karte

Die Beobachtungsposten (OP=observation post) der UN-Schutztruppe UNPROFOR

Am 16. April 1993 forderte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit seiner Resolution 819, Srebrenica und die umliegende Region als Sicherheitszone zu betrachten. Am 18. April 1993 rückten die ersten UNPROFOR-Soldaten ein, zunächst Kanadier. Nach ihnen übernahmen niederländische Fallschirmjäger die Aufgabe, das Gebiet vor Angriffen von außen zu sichern. Das Mandat für die UNPROFOR-Soldaten orientierte sich an klassischen friedenserhaltenden Missionen und schloss die Anwendung von militärischer Gewalt gegen die bosnischen Serben aus; Waffengewalt war ausschließlich für Zwecke der Selbstverteidigung vorgesehen. Im Juli 1995 stand das niederländische Bataillon, DutchBat genannt, kurz vor seiner Ablösung.

Die Beobachtungsposten der UN-Blauhelme waren kleine, notdürftig ausgebaute Außenposten in exponierter Stellung entlang der Grenzen der Enklave, meist auf Bergkuppen oder Hügelketten, die für die Beobachtung des Geschehens ringsum gute Rundsicht boten. Sie bestanden meist nur aus einer Holzhütte, die Wände mit Sandsäcken bewehrt, daneben ein hölzerner Wachturm. Sie waren weiß gestrichen und nachts beleuchtet. Jeder Beobachtungsposten war mit sieben bis acht Mann besetzt. Ein Feldwebel hatte das Kommando. Mit der Bewaffnung, die ihnen zur Verfügung stand, waren die niederländischen Soldaten zu keiner Zeit in der Lage, einen mit Panzern und Artillerie ausgerüsteten Gegner aufzuhalten oder auch nur abzuschrecken – was laut Mandat auch nicht ihre Aufgabe war. Benannt wurden die Posten nach dem so genannten NATO-Alphabet: Alpha, Bravo usw. Klicken Sie in der Karte auf die einzelnen Beobachtungsposten (Fähnchen) und erfahren Sie, was an diesen Orten im Juli 1995 geschah.

Karte Dutchbat

map
  • OP-Mike

    OP-Mike

    Am 11. Juli wurde der Beobachtungsposten von den bosnischen Serben mit Granaten beschossen. Am späten Nachmittag machte sich die Besatzung von OP-Mike auf den Rückweg zum Hauptquartier des Bataillons nach Potočari. Die sieben niederländischen Soldaten kamen mit ihrem Schützenpanzer nur langsam voran, denn unterwegs schlossen sich ihnen immer mehr Bewohner aus allen Dörfern der Umgebung an. Schließlich folgten an die tausend Menschen dem Schützenpanzer. Rund einen Kilometer vor dem DutchBat-Hauptquartier mussten sie stehen bleiben, weil niemand mehr bis auf das Gelände durchkam.

  • OP-November

    OP-November

    Der Posten wurde am 7. und 8. Juli 1995 mehrfach mit Granaten beschossen, worauf Tage relativer Ruhe folgten. Am 12. Juli erfolgte erneut ein kurzer, aber heftiger Artilleriebeschuss. Nachdem OP-November drei Mal hintereinander getroffen worden war, stürmte eine Truppe von 60 bosnisch-serbischen Soldaten den Beobachtungsposten. Der Besatzung wurden die Waffen und die gesamte Ausrüstung abgenommen. Danach wurden die niederländischen Blauhelmsoldaten nach Bratunac in bosnisch-serbische Obhut gebracht.

  • OP-Papa

    OP-Papa

    OP-Papa stand an der Landstraße Bratunac – Srebrenica, direkt an der Grenze der Sicherheitszone und war der wichtigste Posten zwischen dem Hauptquartier der niederländischen Blauhelmtruppe und den Militärs auf bosnisch-serbischem Territorium.

    Nach kurzem Granatenbeschuss am ersten Tag des Angriffs auf die Sicherheitszone war es in der Umgebung des Postens tagelang ruhig geblieben. Über eine schon seit langer Zeit bestehende Telefonverbindung kündigte am Morgen des 12. Juli 1995 ein bosnisch-serbischer Offizier das Vorrücken von Infanterie- und Panzerverbänden an, beruhigte aber sogleich, der Posten und seine Besatzung seien nicht das militärische Ziel.

    Im Laufe des Vormittags wurde OP-Papa von bosnisch-serbischen Soldaten umstellt, die der Besatzung, die sich nicht wehrte, Waffen und Ausrüstung abnahmen. Danach zogen die „Rambo-ähnlichen“ Angreifer weiter, „säuberten“ die Umgebung und zündeten die Häuser der geflohenen oder getöteten Bewohner an.

  • OP-Romeo

    OP-Romeo

    OP-Romeo stand wie der Nachbarposten OP-Quebec an einer relativ ruhigen Stelle am östlichen Rand der Sicherheitszone. In den Tagen bis zum Fall Srebrenicas war es in dieser Gegend zu keinen militärischen Auseinandersetzungen gekommen.

    Bei Morgengrauen des 12. Juli tauchte ein Trupp bosnisch-serbischer Soldaten bei dem Beobachtungspunkt auf. Einige Stunden danach drang ein Teil von ihnen in den Posten ein. Die Blauhelmsoldaten mussten ihre Waffen niederlegen und wurden gezwungen, im eigenen Schützenpanzer nach Bratunac fahren, wo sie festgesetzt wurden.

  • DutchBat-Hauptquartier in Potočari

    DutchBat-Hauptquartier in Potočari

    Als Auftakt für den Angriff der bosnischen Serben im südlichen Teil der Enklave schlugen hier am Donnerstag, den 6. Juli kurz nach 3 Uhr fünf Raketen ein. Es war eine Botschaft an das niederländische Bataillon, sich jeden weiteren Schritt gut zu überlegen, denn ihre Befehlszentrale lag fortan im Visier der bosnisch-serbischen Artillerie.

    Am 11. Juli strömte eine riesige Menschenmenge aus Srebrenica nach Potočari, um Schutz im DutchBat-Hauptquarier zu suchen. Es waren hauptsächlich Frauen, Kinder, alte Leute und kranke, gebrechliche Männer. Die große Mehrheit der Männer und kräftigen Jugendlichen hatte sich hingegen zum Dorf Šušnjari am westlichen Rand der Enklave abgesetzt, um von dort einen Ausbruch zum Regierungsterritorium zu wagen, das etwa 80 Kilometer entfernt war.

    Im Laufe des Vormittags des 12. Juli 1995 wurden das Hauptquartier und die Flüchtlinge von der bosnisch-serbischen Armee und Polizei-Einheiten eingeschlossen. Gegen 13 Uhr hatten die bosnischen Serben das gesamte Gebiet unter Kontrolle und die UN-Basis abgeriegelt.

    Zu dieser Zeit kam auch Ratko Mladić nach Potočari. Eskortiert von seinen Leibwächtern und verfolgt von einem Fernsehteam ging er auf die Absperrung der Niederländer zu und ließ sich filmen, wie er und seine Begleiter Schokoriegel und Zigaretten verteilen ließ und den Flüchtlingen eine sichere Ausreise versprach – eine schamlose Lüge, wie man heute weiß.

    Am frühen Nachmittag des 12. Juli begann vor den Toren des Hauptquartiers der UN-Truppe die Deportation der rund 25.000 Flüchtlinge und zog sich bis in die Abendstunden des folgenden Tages hin.

  • OP-Quebec

    OP-Quebec

    Bis zum Vormittag des 12. Juli 1995 war OP-Quebec von den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Bosniaken und bosnischen Serben mehr oder weniger verschont geblieben. Gegen 9:30 Uhr drangen etwa 25 bosnische Serben in den Posten vor, weitere hundert Mann umstellten ihn. Sie hatten den Niederländern zuvor den Weg für den Rückzug abgeschnitten. Diese hatten keine Wahl, als sich den Angreifern zu ergeben, ihnen Waffen und Ausrüstung abzuliefern und in den Gewahrsam in Bratunac zu folgen.

  • OP-Hotel

    OP-Hotel

    Am späten Nachmittag des 10. Juli standen zwischen dem Drina-Korps und dem Stadtkern von Srebrenica nur noch vier Blockadestellungen der UNPROFOR, die einen Halbkreis bildeten, hinter dem die Stadt und die Zivilbevölkerung sicher sein sollten. Ein wirksamer Schutzwall hätte aber wohl anders aussehen müssen.

    Da die Stadt kein »klassisches« Stadtzentrum besitzt, sondern vielmehr einer Straßensiedlung ähnelt, die sich in dem engen Talkessel über gut zwei Kilometer hinzieht, waren große Teile der Stadt tatsächlich schutzlos. Und auf den Bergen ringsum hatte sich bereits die bosnisch-serbische Artillerie in Stellung gebracht. Srebrenica sollte durch Unterstützung von NATO-Flugzeugen verteidigt werden und am Morgen des 11. Juli warteten alle auf die Flugzeuge, die zunächst nicht kamen. Erst als bereits am südlichen Stadtrand die serbische Fahne wehte, erschienen am Himmel Kampfflieger.

    Nach den ersten Bombenabwürfen auf bosnisch-serbische Stellungen, stellte der bosnisch-serbische General Ratko Mladić den Vereinten Nationen ein Ultimatum: Falls die Luftangriffe fortgesetzt würden, werde seine Artillerie die gesamte Enklave bombardieren. Daraufhin wurden die Luftangriffe eingestellt. Kurze Zeit später feuerte die bosnisch-serbische Artillerie aus allen Richtungen in die Stadt hinein. Srebrenica war nicht mehr zu halten. OP-Hotel wurde geräumt.

  • OP-Foxtrot

    OP-Foxtrot

    OP-Foxtrot stand auf dem Berg Biljeg und bot einen weiten Blick ins Land und zugleich gute Sicht auf die Stellungen der beiden Kriegsparteien in der Umgebung. Am 6. Juli gegen 5 Uhr 15 meldete die Besatzung Panzerbeschuss durch bosnisch-serbische Artillerie. Um 13 Uhr wurde ihr eigener Beobachtungsturm von einem alten T-34-Panzer getroffen. Dabei wurde die einzige Panzerabwehrrakete, mit der die Niederländer die Panzer hätten abwehren können, so beschädigt, dass sie nicht mehr funktionsfähig war.

    Oberstleutnant Karremans, Kommandeur von DutchBat, forderte daraufhin zur Unterstützung von OP-Foxtrot den Einsatz der NATO-Luftwaffe an, erhielt aber den Bescheid, dass sein Ansinnen gerade ungünstig sei, da sich der Chefunterhändler der Europäischen Gemeinschaft Carl Bildt zu Verhandlungen mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević in Belgrad befinde und ein Luftangriff der NATO dabei nur »störe«.

    Am Samstag, 8. Juli, verhinderte dichter Nebel zunächst einen neuen Angriff bosnisch-serbischer Infanterie, allerdings hatte bereits schweres Artilleriefeuer aus den VRS-Stellungen eingesetzt. In den Mittagsstunden erreichten die Kämpfe ihren Höhepunkt. Vielleicht hundert Meter trennten an dieser Stelle die beiden feindlichen Parteien und OP-Foxtrot stand genau zwischen ihnen. Um 13.45 meldete der Kommandant von OP-Foxtrot einen Panzervolltreffer. Gegen 14.30 Uhr besetzen die bosnischen Serben den Posten und entwaffneten die Blauhelm-Soldaten, die sich nach einigen Verhandlungen nach Srebrenica zurückziehen durften. Bis auf ihre Schutzwesten mussten sie ihre komplette Kampfausrüstung samt Waffen zurücklassen.

  • OP-Echo

    OP-Echo

    OP-Echo blockierte den Zugang nach Srebrenica aus Richtung Süden und verhinderte gleichzeitig, dass bosnische Serben eine strategisch wichtige Landstraße nutzen konnten.

    Am 3. Juni umstellten bosnische Serben OP-Echo, feuerten mit Maschinenpistolen und Panzerfäusten Salven in Richtung des Postens und forderten die Übergabe. Die Besatzung von OP-Echo zog sich in ihren Schützenpanzer zurück und setzte sich in Richtung Srebrenica ab.

    Dieser erste Angriff auf einen Beobachtungsposten beantwortete den Serben alle noch offenen Fragen: Was würde die UNPROFOR unternehmen, wenn ihre Leute angegriffen würden? Antwort: Nichts. Was würde die internationale Staatengemeinschaft unternehmen, wenn ihre Truppe angegriffen würde? Antwort: Nichts.

  • OP-Uniform

    OP-Uniform

    Bei dem Gefecht am 3. Juni und dem Rückzug von OP-Echo hatten bosniakische Soldaten den abrückenden UN-Soldaten den Rückweg nach Srebrenica versperrt und gleichzeitig die bosnisch-serbische Truppe, die OP-Echo besetzt hatte, beschossen. Sie wollten damit ein Gefecht provozieren, an dem sich ihrer Ansicht nach die niederländische UN-Truppe beteiligen müsste. Doch den DutchBat-Soldaten gelang es, sich mit den Bosniaken darauf zu verständigen, das Schießen zu beenden und in der Nähe zwei neue, provisorische Beobachtungsposten einzurichten - OP-Uniform und OP-Sierra.

    OP-Uniform lag etwas abseits der Straße nach Srebrenica. Nachdem bosniakische und bosnisch-serbische Einheiten sich am 8. Juli den ganzen Tag über heftige Gefechte geliefert hatten, übergaben die niederländischen Soldaten am späten Abend OP-Uniform an die überlegenen bosnischen Serben. Die bosnischen Serben nahmen die niederländischen Soldaten in Gewahrsam und brachten sie nach Bratunac.

  • OP-Sierra

    OP-Sierra

    OP-Sierra war wie OP-Uniform nach dem Rückzug von OP-Echo am 3. Juni 1995 errichtet worden. Er stand im Tal des Flusses Jadar zum Schutz eines Flüchtlingsdorfs, das mit schwedischer Hilfe bei dem Dorf Slapovići gebaut worden war.

    Am Vormittag des 9. Juli kapitulierten die niederländischen Blauhelm-Soldaten vor der bosnisch-serbischen Einheit, die sie umzingelt hatte. Die Besatzung von OP-Sierra musste nach der Übergabe über bosnisch-serbisch kontrolliertes Gebiet mit ihrem Schützenpanzer nach Bratunac fahren, wo sie von den bosnischen Serben festgesetzt wurde.

  • OP-Kilo

    OP-Kilo

    Die Männer in OP-Kilo hatten seit dem 8. Juli beobachtet, wie ein Beobachtungsposten nach dem anderen von den bosnisch-serbischen Angreifern übernommen worden war. Am 9. Juli ahnten sie bereits, dass sie als Nächste an der Reihe waren.

    Und es kam wie zuvor: zunächst immer heftigere Schusswechsel zwischen Bosniaken und bosnischen Serben, dann immer nähere Einschläge von Panzer- und Mörsergranaten, Rückzug der Bosniaken, Übernahme der Posten durch die bosnischen Serben. Aus Furcht vor Repressalien von Seiten der Bosniaken begab sich die Besatzung von OP-Kilo schließlich gegen 18 Uhr in bosnisch-serbische Schutzhaft.

  • OP-Delta

    OP-Delta

    Der Besatzung von OP-Delta erging es ähnlich wie ihren Nachbarn in OP-Kilo. Etwa zur selben Uhrzeit, am Nachmittag des 9. Juli, näherten sich bosnisch-serbische Truppen ihrem Unterstand. Nach Rücksprache mit dem Kommando von DutchBat bekamen auch sie die Erlaubnis, ihren Posten zu räumen. Die Männer von OP-Delta setzten sich allerdings noch vor Eintreffen der bosnischen Serben in Richtung Srebrenica ab, wurden aber auf ihrem Weg dorthin von bosnischen Muslimen für eine Nacht festgesetzt.

  • OP-Cäsar

    OP-Cäsar

    OP-Cäsar wurde am Abend des 11. Juli 1995 von einem Trupp bosnisch-muslimischer Soldaten vorübergehend besetzt. Die Bosniaken nahmen den Niederländern bis auf die schweren Waffen und den Schützenpanzer die gesamte Ausrüstung ab und verschwanden anschließend wieder. Am Vormittag des 12. Juli erschien ein bosnisch-serbisches Kommando und nahm die niederländischen Soldaten in Gewahrsam.

  • OP-Alpha

    OP-Alpha

    Zwischen dem 6. und 11. Juli 1995 kam es in der direkten Umgebung von OP-Alpha regelmäßig zu heftigen Schusswechseln. Mit Hilfe der in Bratunac festgehaltenen niederländischen Soldaten forderten die bosnisch-serbischen Militärs die Besatzung des Postens per Funk auf, sich mit der gesamten Ausrüstung und allen Waffen nach Bratunac zu begeben.

    Der Postenkommandant lehnte dies wegen eines Minenfeldes auf der Wegstrecke ab. Man verabredete sich auf einen Zeitpunkt am Morgen des 14. Juli, von dem an die bosnischen Serben die Führung übernehmen würden. Auf dem Weg dorthin blieben die Blauhelmsoldaten mit ihrem Schützenpanzer stecken. Sie verbrachten die Nacht im Fahrzeug und begaben sich am nächsten Morgen zu Fuß zurück zu OP-Alpha, zum Schutz gegen potenzielle Angreifer dabei eine weiße Flagge und eine blaue UN-Fahne schwenkend.

    Am Abend des 15. Juli suchten sie ein verlassenes Dorf in der Nähe auf und meldeten sich über Funk bei den bosnischen Serben, die noch am selben Abend kamen, ihnen alle Ausrüstung und Waffen abnahmen und sie mit einem Lastwagen in das von ihnen kontrollierte Städtchen Milići brachten.