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Nachdem das vielleicht ambitionierteste Projekt, die Texte Freuds (auch) als eine Theorie sozialer Verhältnisse zu lesen – die sogenannte »analytische Sozialpsychologie« – gescheitert ist, stellt sich die Frage, was von Freud als sozialwissenschaftlichem Theoretiker eigentlich bleibt.
Eine komplizierte Frage, weil Freud einige seiner kultur- und zivilisationstheoretischen Texte zwar immer unter Rekurs auf die analytischen Erfahrungen, aber durchaus nicht immer primär als Psychoanalytiker, sondern vielmehr als allgemein an sozialphilosophischen Fragen interessierter Intellektueller schrieb.
Dennoch waren auch diese Arbeiten eine Transposition der analytischen Situation in Zivilisationstheorie: nämlich in der Intention der illusionslosen Konfrontation des Menschen mit sich selbst, ohne die die Sozialwissenschaften schwerlich auskommen.
Über Jan Philipp Reemtsma
Jan Philipp Reemtsma, Prof. Dr. phil., Gründer und geschäftsführender Vorstand der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur sowie der Arno Schmidt Stiftung; Gründer und bis März 2015 Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung.