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Émile Durkheims zentrale Frage nach dem »lien social«, dem Band, das die moderne Gesellschaft zusammenhält, könnte angesichts von Globalisierung und Multikulturalität nicht aktueller sein. Zwar gilt seine Konzeption einer Moralwissenschaft, die den Normwandel arbeitsteiliger Gesellschaften soziologisch erklärt und pädagogisch begleitet, als gescheitert. Jedoch ist gerade sein religionssoziologisches Spätwerk auch heute noch von großer Bedeutung, denn es erlaubt, Solidarität als Produkt alltäglicher Interaktionsrituale zu erklären.
In seinen Ausführungen über die Bedingungen der Herausbildung europäischer oder globaler Solidaritätsformen erscheint der Begründer der französischen Soziologie als Weltgesellschaftstheoretiker avant la lettre.
Über Matthias Koenig
Matthias Koenig, Prof. Dr. phil., ist Professor für Soziologie mit Schwerpunkt Religionssoziologie an der Georg-August-Universität Göttingen.